Aus der Reihe: 75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands
Jelka – Drei rote Pfiffe (Teil 1)
Carlo Abbamagal – Ein Äthiopier in der italienischen Resistenza (Teil 2)
Lucía Sánchez Saornil – Freiheit und Widerstand! (Teil 3)
Auf Demonstration folgt Repression – Südtirol
Erinnern heißt kämpfen // Ora e sempre resistenza
Der 25. April ist ein zentraler Tag des Erinnerns. Wir erinnern uns der Partisaninnen und Partisanen, die gegen Faschismus gekämpft haben. Wir erinnern uns der vielfältigen Formen des Widerstands und werden gleichzeitig ermahnt wachsam und kritisch zu bleiben.
Erinnern heißt auch kämpfen. Es ist verbunden mit einer Verantwortung die historisch aus diesen Widerständen erwächst. Eine Verantwortung nicht zuzulassen, wenn rechte und menschenfeindliche Ideologien salonfähig werden. Die Verantwortung hinzusehen, wenn ein überhöhtes „wir“ und ein abgewertetes „die Anderen“ konstruiert werden.
„Ieri partigiani, oggi antifascisti“ – Gestern Partisan*innen, heute Antifaschist*innen sollte keine leere Phrase werden, sondern Grundlage historischen Gedenkens sein. Geschichte ist kein in sich geschlossener Raum, der sich von außen betrachten lässt. Geschichte ist sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart. Diese Gegenwart begründet sich auf der Geschichte und aus dem was wir daraus machen.
In Deutschland wurde kürzlich der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN Bda) – 1948 von Überlebenden gegründet – die Gemeinnützigkeit abgesprochen. Antifaschist*innen werden zunehmend kriminalisiert. Holocausleugner*innen erhalten immer mehr Plattformen auf denen sie sprechen können.
Erinnern heißt auch deswegen kämpfen, weil es immer weniger Zeitzeug*innen geben wird und immer mehr Stimmen, die mit „diesem Kapitel“ abschließen wollen. Aber antifaschistischer Widerstand ist kein historisches Event. Es ist eine tägliche politische Praxis die es gilt aufrecht zu erhalten. Es bedeutet im hier und jetzt nicht hinzunehmen, wenn die Würde von Menschen mit Füßen getreten wird. Kritisch zu betrachten wo autoritäre und menschenverachtende Ideologien in der Mitte der Gesellschaft Platz finden.
Die Frage ist nicht allein wie wir erinnern, sondern welche Lehren wir daraus ziehen.
„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ Primo Levi
// Ora e sempre resistenza
Il 25 aprile è il 76° anniversario del giorno della liberazione dal nazifascismo. Oltre 200.000 partigiani e partigiane contribuirono alla lotta armata antifascista. Altre migliaia di persone lavoravano nelle retrovie.
Quasi 50.000 partigiani e partigiane morirono nella lotta contro il fascismo. La resistenza durò venti mesi, da settembre 1943 ad aprile 1945. Il mito che un intero paese si era liberato occulta i crimini di guerra fascisti e le mani che li misero in atto.
Il 25 aprile celebriamo la coraggiosa resistenza antifascista. Allo stesso tempo dobbiamo combattere il fascismo e i suoi inizi. La resistenza continua ogni giorno di nuovo. Ricordare significa combattere.
„Südtiroler waren an den Gräueltaten beteiligt“ | 19. Februar: Antikolonialistischer Aktionstag
In Italien, besonders in Südtirol herrscht kolonialer Gedächtnisverlust. Es fehlt nicht nur eine historische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte des Landes, sondern auch erinnerungspolitische Projekte, welche Schauplätze kolonialer Geschichte kritisch beleuchten, oder im besten Falle mit Widerstandsgeschichten den kolonialen Blick aufbrechen.
Im Gegenteil, Kolonialverbrechern wie Mussolinis „Vizekönig“ Rodolfo Graziani wird in Affilebei Rom ein Ehrendenkmal errichtet und im Jahr 2020 öffnet die „Mostra d’oltre Mare“, die damalige faschistische Kolonialschau (siehe Artikel Abbamagal), wieder ihre Tore! Im ganzen Land gibt es unzählige Straßen, die immer noch nach Kolonialverbrechern benannt sind und Orte, welche Kolonialgeschichte bagatellisieren oder gar verherrlichen.
Lucía Sánchez Saornil – Freiheit und Widerstand!
Reihe: 75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands – Teil 3
Teil 1: Jelka – Drei rote Pfiffe
Teil 2: Carlo Abbamagal – Ein Äthiopier in der italienischen Resistenza
5.143 Tote und ein Urteil | Zum Prozess gegen 61 Linke in Bozen
In Bozen sitzen 31 Personen auf der Anklagebank. Sie haben 2016 gegen die Errichtung einer Grenzsperre am Brenner militant demonstriert. Steine sind geflogen, Scheiben zu Bruch gegangen.
2016 sind 5.143 Menschen im Mittelmeer gestorben. Mindestens. So viele wie noch nie davor. Üblicherweise wird bei Todesfällen die Todesursache bestimmt: Tod aus Erschöpfung, Tod durch Ertrinken, Tod aus Verzweiflung. Es wird, üblicherweise, auch nach dem Grund des Todes gefragt. Und nach möglichen Täter:innen. Weiterlesen
Carlo Abbamagal – Ein Äthiopier in der italienischen Resistenza
Reihe: 75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands – Teil 2
Teil 1: Jelka – Drei rote Pfiffe
Das Foto unten zeigt Partisanen des sogenannten „Battaglione Mario“, eine der ersten Formationen der „Resistenza“ in den Marche. Darin kämpfen neben Menschen aus Italien, Großbritannien und der Sowjetunion auch Leute aus Äthiopien, Eritrea und Somalia. Einer von ihnen ist der Äthiopier Carlo Abbamagal (vorne im Bild). So wie weitere fünfzig Personen aus den damaligen italienischen Kolonien kämpft auch er im antifaschistischen Widerstand. Carlo wird die Befreiung nicht erleben: Ein Südtiroler Nazi erschießt ihn am 24. November 1943 auf dem Monte San Vicino. Weiterlesen
Jelka – Drei rote Pfiffe
75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands
75 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus wollen wir jeden Monat eine Geschichte des Widerstands erzählen. Sich erinnern heißt für uns auch historisch Verantwortung übernehmen und Lehren daraus ziehen. Erinnern heißt kämpfen. Erinnern heißt auch deswegen kämpfen, weil es immer weniger Zeitzeug*innen geben wird und immer mehr Stimmen, die mit „diesem Kapitel“ abschließen wollen. Aber antifaschistischer Widerstand ist kein historisches Event. Es ist eine tägliche politische Praxis die es gilt aufrecht zu erhalten. Es bedeutet im Hier und Jetzt nicht hinzunehmen, wenn die Würde von Menschen mit Füßen getreten wird; kritisch zu betrachten wo autoritäre und menschenverachtende Ideologien in der Mitt e der Gesellschaft Platz finden.
Um die Erinnerung aufrechtzuerhalten, wollen wir Geschichten von Menschen erzählen, die uns Beispiel sein können und Inspiration. Und die uns Mut machen niemals aufzugeben. Die erste inspirierende Geschichte von Widerstand handelt von der Partisanin Helena Kuchar. Die österreichische Antifaschistin hatte sich in Kärnten den Partisan*innen angeschlossen und mutig und unerschrocken gegen den Faschismus gekämpft.
Jelka – Helena Kuchar
Die Kärtner Slowenin Helena Kuchar bewies Mut und Stärke. Als einfache Magd und vierfache Mutter – ihr Mann an der Front – hat sie sich den Kärtner Partisan*innen angeschlossen. Das Porträt einer starken Frau und Antifaschistin.
Solidarität statt Verschwörungsdenken!
Die Corona-Pandemie hat zweifellos viele schwerwiegende gesellschaftliche Folgen mit sich gebracht. Neben den offensichtlichen – also den Toten, den Erkrankten, den Ausgangsperren, den sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Shutdowns – ist eine weitere Entwicklung zu beobachten, die Sorgen bereitet: Eine wachsende „Corona-Kritik“-Bewegung, die sich zunehmend verschwörungstheoretischen Desinformationskampagnen öffnet und zu „Hygienedemos“ mobilmacht.
Von der Impfkritik zur Weltverschwörung
Corona-Verschwörungserzählungen stellen vermeintlich Schuldige an den Pranger und vermeiden so die Auseinandersetzung mit einer unsicheren und schwierigen Situation. „Der Glaube an eine Verschwörung kann ein Hilfskonstrukt sein, um Ordnung in das Chaos zu bringen“, erklärte Katharina Nocun unlängst in einem Beitrag der ze.tt. Oft sind die „Schuldigen“ Teil einer vermeintlichen großen Verschwörung, etwa im Rahmen einer „Neuen Weltordnung“. Namen wie Bill Gates oder George Soros werden hierzu oftmals in traditionell antisemitischen Verschwörungsmythen eingebaut. Von den internationalen bösartigen Eliten zur jüdischen Weltverschwörung ist es oft nur ein kurzer Schritt. Weiterlesen
Fascho-Konzert in Südtirol
Am Samstag, den 30.11 findet in Südtirol ein Fascho-Konzert statt. Die Bozner Gruppe Green Arrows feiern ihr 20-jähriges Jubiläum und sind Headliner. Diese haben schon auf Neonazikonzerten in ganz Europa gespielt und pflegen Verbindungen zu Casapound, Veneto Fronte Skinheads und Blood & Honour. Ihre Musik vertreiben sie unter anderem bei Black shirts records. Beim Betreten der Webseite wird man von faschistischen Schwarzhemden aus den 1920ern begrüßt. Des Weiteren spielt die bekannte Band Hate for Breakfast, welche mit Songtexten wie “Donna cesso, feticcio sessuale. Prendi più cazzi, compra meno cazzate” und Faschismus verherrlichenden Liedern keinen Hehl aus ihrer menschenfeindlichen Einstellung machen.
Des weiteren spielen Istigazione, Martialis und Confine aus Bozen – welche wohl alle aus dem Casapound-Umfeld stammen. Bei DJ Bonny handelt es sich um Andrea Bonazza – der auch wohl in der Band Confine spielt.
Der genaue Ort ist noch nicht bekannt und wird, wie bei vielen Rechtsrockkonzerten, erst kurz davor bekannt gegeben. In einschlägigen Deutschen Chatgruppen wird das Konzert auch beworben.
Scheinbar haben neofaschistische Gruppen im Bozner Raum immer noch Narrenfreiheit. Wären die Organisatoren deutschsprachige Neonazis, wäre wohl alles vorher aufgeflogen und verboten worden. Doch beim Rechtsextremismus misst man wohl mit zweierlei Maß und lässt italienischen Neonazis freien Lauf.
Ältere Artikel zu Rechtsrock-Konzerten in Südtirol: https://antifameran.blogspot.com/search?q=green+arrows