Kandidat Nr. 28: „Rot ist das Blut auf dem Asphalt“

Der 24-jährige Nico Vallazza aus Mühlen in Taufers kandidiert auf Platz 28 der Liste der Freiheitlichen Partei Südtirols. Sein Motto: „Südtirol in sicheren Händen.“ Er möchte „den Leuten eine glaubwürdige und direkte Politik bieten“ und „junge Leute für die Politik begeistern“.

Wie, das hat er bis vor Kurzem noch in den sozialen Medien gezeigt: Likes für Neonazi-Bands, Wehrmachts-Nostalgie und Kontakte in die rechtsextreme Szene. In seinem Fotoalbum fanden sich Sprüche wie dieser:

„Schwarz ist die Nacht, in der wir euch kriegen; weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen; rot ist das Blut auf dem Asphalt.“

Schwarz, weiß, rot – die Farben der Reichskriegsflagge. Die Farben der Nazis. Der Text stammt aus dem Lied „Schwarz ist die Nacht“ der rechtsextremen Band „Frontalkraft“ aus Cottbus, eine der ältesten Bands der neonazistischen Hammerskins-Szene in Deutschland (Album „Volksmusik“, 2001). Daneben Spruchbilder mit Texten wie „Der Sieg ging an die Alliierten; der soldatische Ruhm an die Deutschen“ und Likes für das „Grossdeutsche Reich“ und den Massenmörder Anders Behring Breivik. Und als Lieblingszitat „Staatsbürger kann nur sein wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein wer deutschen Blutes ist.“, Punkt 4 des 25-Punkte-Programms der NSDAP.

Die Screenshots stammen von 2014 – heute, keine vier Jahre später, will Vallazza in den Landtag einziehen. Und die Glaubwürdigkeit in die Politik wiederherstellen.

Screenshots vom Facebook-Profil Vallazzas, 2014

2014 war Vallazza, damals noch sympathisierend mit der Süd-Tiroler Freiheit, (einer) der Betreiber der Facebook-Seite „Südtirol gegen kriminelle und gewalttätige Immigranten“, einem Sammelbecken von Rassisten, für die tausende Likes aus dem Ausland eingekauft wurden (wir berichteten).

Doch das ist nicht alles: Wegen einer brutalen Attacke im Zuge eines Amateur-Fußballspiels am 9. 9. 2018 wurde Vallazza nun für die gesamte Saison gesperrt (tageszeitung.it). Was war geschehen? Im Urteil des Sportgerichts heißt es:

„Vallazza, nachdem er gefoult wurde (Foul wurde vom Schiedsrichter sofort geahndet), stürzte sich auf einen Gegner, griff ihn am Hals und stieß denselben zu Boden. Dann sprang er auf ihn und versetzte ihm mehrere Fausthiebe ins Gesicht.“

Ist das die „direkte Politik“, von der Vallazza spicht? Sind das die „sicheren Hände“, in der die Anliegen des Landes gelegt werden sollen?

„Rot ist das Blut auf dem Asphalt“ hatte Vallazza vor vier Jahren gepostet. Wie wenig sich seitdem an seiner Einstellung geändert hat, wird durch den brutalen Übergriff beim Fußballspiel am vergangenen Wochenende mehr als deutlich.

Bis dato halten die Freiheitlichen an ihrem Kandidaten Nr. 28 fest, O-Ton zu seiner einschlägigen Vergangenheit: „Schnee von gestern“. Leider ist in unseren Breiten der Winter ein regelmäßig wiederkehrendes Phänomen.

Siehe auch:
„scheiss wallischa wixxa“ – tageszeitung.it
Wahrlich ein Schlag ins Gesicht – brennerbasisdemokratie.eu

Kein Schlusstrich nach mildem Urteil im NSU Prozess

Über mehr als ein Jahrzehnt hat die Zwickauer Terrorzelle (NSU) in Deutschland gemordet. Die Ermittlungsbehörden ignorierten dabei jahrelang Hinweise von Angehörigen und Aktivist*innen dass die Morde rassistisch motiviert waren. Der deutsche Verfassungsschutz bezahlte dabei nachweislich über Jahre mehrere V-Leute im Umfeld der NSU, welche den NSU zum Teil unterstützten.

keinschlusstrich.net

Der NSU-Terror sollte dabei unter Anderem auch nach Südtirol exportiert werden. Bei einem Treffen im Jahre 2008 im Vinschgau mit Neonazis aus Bayern und Franken wurden Anschläge nach NSU-Muster diskutiert. Dem Italienischen Geheimdienst zufolge sprachen die Rechtextremisten „über die Möglichkeit der Durchführung fremdenfeindlicher ‚exemplarischer‘ Aktionen“.
Der inhaftierte NSU-Helfer Ralf Wohlleben etwa habe mehrfach an Treffen mit Gruppen wie „Skinhead Tirol Sektion Meran“ teilgenommen und mindestens 20.000€ für angeklagte „Kameraden“ in Südtirol übergeben.

Die Ermittlungsbehörden hielten trotzdem an der Erzählung des isolierten zwickauer Trios fest. Angehörige und Unterstützer*innen haben während der letzten 5 Prozessjahre immer wieder aufgedeckt, dass diese Version der Ereignisse nicht der Wahrheit entspricht.

Die Opfer der Terrorgruppe

Am Mittwoch Vormittag endete der Prozess gegen Beate Zschäpe und einige Unterstützer. Die Unterstützer kamen dabei mit unerwartet milden Urteilen davon. André Eminger etwa, welcher das Trio mit falschen Papieren und einer Waffe versorgte wurde noch gestern unter dem Applaus der im Gerichtspublikum anwesenden Neonazis aus der Haft entlassen. Viele Fragen der Opfer und der Nebenanklage blieben im Prozess unbeantwortet. Eine Lückenlose Aufklärung der Unterstützer*innen des NSU sowie des Verfassungschutzes gehört daher zu den zentralen Forderungen der Betroffenen des NSU Terrors. Die Betroffenen fordern „kein Schlussstrich“ bis diese Fragen beantwortet und politische Konsequenzen aus dem NSU Prozess folgen. Wir stehen solidarisch an ihrer Seite und machen hiermit auf die Kampagne keinschlusstrich aufmerksam. Es finden sich dort eine Vielzahl an Informationen und Möglichkeiten die Betroffenen des Naziterrors zu unterstützen.

Solidarität ist eine Waffe. Nutzen wir sie.

Lehrerin mit Neonazi-Vergangenheit auf Landtagsliste der Freiheitlichen

Listenplaz 7: Ceolan, Gudrun – Unterland, Salurn: Für die Landtagswahlen 2018 wird bei den Freiheitlichen eine Frau kandidieren, die eine einschlägige Vergangenheit hat, worauf BBD hinweist.

Gudrun Sprenger-Ceolan stammt aus Plettenberg bei Dortmund (NRW). Sie ist Lehrerin an der Mittelschule Salurn, Fach „Integration“. Sie wurde beim Losverfahren für das „Forum der 100“ des Autonomiekonvents ausgewählt, setzt sich dort insbesondere für „Schule, Kultur, Umwelt“ ein. Das ist aber nur ein Teil der Geschichte.

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Merano, città antifascista

Seit Mai reiht sich Meran in die Liste jener Gemeinden ein, die Faschisten, Nazis, Rassisten und Homophoben den öffentlichen Raum nicht überlassen wollen. Dank eines Beschlussantrages der Ökosozialen Linken muss, wer in Zukunft im öffentlichen Raum auftreten möchte, eine Erklärung unterzeichnen und sich zu den antifaschistischen und demokratischen Werten bekennen. Ein richtiger und wichtiger Schritt: Kein Fußbreit dem Faschismus! In dem vom GR David Augscheller eingebrachten Beschlussantrag heißt es wörtlich:

Dies alles vorausgeschickt, beauftragt der Gemeinderat den Bürgermeister und die Stadtregierung:

  1. Die bisherigen kulturellen Initiativen beizubehalten und neue zu fördern, auch in Zusammenarbeit mit den Schulen, mit dem Ziel die historische Erinnerung an die Bedeutung des Antifaschismus aufrecht zu erhalten.
  2. Die entsprechenden Gemeinderatskommissionen zu beauftragen, die Gemeindeordnungen dahingehend abzuändern, um sie an die oben genannten Grundprinzipien anzupassen. Außerdem ist bei der Abänderung vorzusehen, dass die entsprechenden Gesuchstellungen (z.B. Besetzung öffentlichen Grundes, Vermietung gemeindeeigener Säle und Räumlichkeiten usw.) eine Erklärung beinhalten, mit der die antifaschistischen und demokratischen Werte explizit anerkannt werden, so wie in der Italienischen Verfassung verankert, und mit der Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie abgelehnt werden.

Siehe davidaugscheller.wordpress.com