Carlo Abbamagal – Ein Äthiopier in der italienischen Resistenza

Reihe: 75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands – Teil 2
Teil 1: Jelka – Drei rote Pfiffe

Das Foto unten zeigt Partisanen des sogenannten „Battaglione Mario“, eine der ersten Formationen der „Resistenza“ in den Marche. Darin kämpfen neben Menschen aus Italien, Großbritannien und der Sowjetunion auch Leute aus Äthiopien, Eritrea und Somalia. Einer von ihnen ist der Äthiopier Carlo Abbamagal (vorne im Bild). So wie weitere fünfzig Personen aus den damaligen italienischen Kolonien kämpft auch er im antifaschistischen Widerstand. Carlo wird die Befreiung nicht erleben: Ein Südtiroler Nazi erschießt ihn am 24. November 1943 auf dem Monte San Vicino.

Partisanen des „Battaglione Mario“. Der Äthiopier Carlo Abbamagal vorne im Bild.

Das faschistische Italien ist darum bemüht sich als imperiale Großmacht „von Cäsar bis Mussolini“ zu inszenieren. 1940 wird daher die sogenannte „Mostra delle terre italiane d’oltremare“ in Neapel eröffnet. Sie gilt als eine der letzten europäischen Kolonialausstellungen. Auf den 720.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche sind auch
sogenannte „villaggi indigeni“ inszeniert. Darin werden Menschen aus Eritrea, Somalia und Äthiopien ausgestellt, um von der lokalen Bevölkerung angestarrt zu werden. Die nationale Identität sollte gestärkt werden und sich ihres „neuen Herrschaftsgebietes“ vergewissern. Rassistische Stereotype sollten dabei helfen.

Nach dem Kriegseintritt Italiens wird die Ausstellung geschlossen. Carlo und die anderen „Teilnehmer*innen“ der „Völkerschau“ leben die nächsten zwei Jahre in den zum Teil zerbombten Hallen der Mostra d’oltre mare. Dann werden sie in den ehemaligen Frauenknast nach Villa Spada, Treia verlegt. Das Gefängnis, welches vorher „unmoralische“ Frauen inhaftierte, wurde wegen mangelnder hygienischer Bedingungen geschlossen. Drei jungen Männern – Abbagirù Abbauagi, Scifarrà Abbadicà und Addisà Agà – gelingt die Flucht und sie erreichen nach 30 Kilometern Fußweg die Partisanengruppe „Mario“. Gemeinsam mit den Widerstandskämpfer*innen befreien sie die Anderen aus dem Knast und nehmen die Waffen der Faschist*innen an sich. Viele der befreiten Afrikaner*innen schließen sich nun der Resistenza an. Mindestens zehn, darunter auch eine Frau.

Carlo Abbamagal kämpft in der sogenannten „Banda Roti“, die ihren Stützpunkt in Braccano bei Matelica hat. Die wiederum gehört dem Battaglione Mario an. In dem
internationalistischen Battalion kämpfen Antifaschist*innen aus über elf Ländern. Im
faschistischen Militär waren Juden, Frauen und Schwarze Menschen kategorisch
augeschlossen. In der Resistenza kämpften sie alle Hand in Hand für die Befreiung vom Faschismus.

Im November 1944 ist Carlo mit dem Kommandanten Mario und zwei weiteren Partisanen auf einem Wagen unterwegs. Sie begegnen einem Trupp Südtiroler, die für die deutsche Wehrmacht kämpfen. Carlo springt als Erster vom Wagen und wird sofort von einem der Nazis erschossen. Die anderen Partisanen können schließlich den Trupp überwältigen und Carlos Leichnam auf dem Berg begraben. Nach der Befreiung wird Carlo in San Severino beigesetzt.

Italo Caracul, genannt: „Tripolino“ mit nur 11 Jahren Teil der Antifaschist*innen der Brigata Garibaldi

Schwarze Menschen spielten eine wichtige Rolle im antifaschistischen Widerstand. In Italien und in den besetzten Ländern selber. Das Battalion Mario war ein Beispiel für
internationalistische Zusammenarbeit und Solidarität und sollte uns auch heute Inspiration sein, wenn wir versuchen GEMEINSAM eine solidarische Gesellschaft aufzubauen und faschistische Strukturen zu bekämpfen.

Dove vai, rasentando i muri della città
sembri assorto in pensieri lontani,
forse stai ricordando la tua gioventù, i tuoi vent’anni,
anche allora rasentavi i muri imbracciando un fucile,
qualcuno vestito di nero voleva impedirti di realizzare i tuoi sogni.
Qualcuno voleva impedirti
che altri uomini, altre donne, altri bambini
vivessero in un mondo diverso
fatto di lavoro, di benessere, di felicità
non so se oggi si possa dire
che tutto si sia realizzato..
ma i sogni restano
e quelli nessuno potrà toglierteli
vecchio partigiano.

Pietro Tajetti „Mario“