Erinnern heißt kämpfen // Ora e sempre resistenza

Der 25. April ist ein zentraler Tag des Erinnerns. Wir erinnern uns der Partisaninnen und Partisanen, die gegen Faschismus gekämpft haben. Wir erinnern uns der vielfältigen Formen des Widerstands und werden gleichzeitig ermahnt wachsam und kritisch zu bleiben.

Erinnern heißt auch kämpfen. Es ist verbunden mit einer Verantwortung die historisch aus diesen Widerständen erwächst. Eine Verantwortung nicht zuzulassen, wenn rechte und menschenfeindliche Ideologien salonfähig werden. Die Verantwortung hinzusehen, wenn ein überhöhtes „wir“ und ein abgewertetes „die Anderen“ konstruiert werden.

„Ieri partigiani, oggi antifascisti“ – Gestern Partisan*innen, heute Antifaschist*innen sollte keine leere Phrase werden, sondern Grundlage historischen Gedenkens sein. Geschichte ist kein in sich geschlossener Raum, der sich von außen betrachten lässt. Geschichte ist sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart. Diese Gegenwart begründet sich auf der Geschichte und aus dem was wir daraus machen.

In Deutschland wurde kürzlich der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN Bda) – 1948 von Überlebenden gegründet – die Gemeinnützigkeit abgesprochen. Antifaschist*innen werden zunehmend kriminalisiert. Holocausleugner*innen erhalten immer mehr Plattformen auf denen sie sprechen können.

Erinnern heißt auch deswegen kämpfen, weil es immer weniger Zeitzeug*innen geben wird und immer mehr Stimmen, die mit „diesem Kapitel“ abschließen wollen. Aber antifaschistischer Widerstand ist kein historisches Event. Es ist eine tägliche politische Praxis die es gilt aufrecht zu erhalten. Es bedeutet im hier und jetzt nicht hinzunehmen, wenn die Würde von Menschen mit Füßen getreten wird. Kritisch zu betrachten wo autoritäre und menschenverachtende Ideologien in der Mitte der Gesellschaft Platz finden.

Die Frage ist nicht allein wie wir erinnern, sondern welche Lehren wir daraus ziehen.

„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ Primo Levi

// Ora e sempre resistenza

Il 25 aprile è il 76° anniversario del giorno della liberazione dal nazifascismo. Oltre 200.000 partigiani e partigiane contribuirono alla lotta armata antifascista. Altre migliaia di persone lavoravano nelle retrovie.

Quasi 50.000 partigiani e partigiane morirono nella lotta contro il fascismo. La resistenza durò venti mesi, da settembre 1943 ad aprile 1945. Il mito che un intero paese si era liberato occulta i crimini di guerra fascisti e le mani che li misero in atto.

Il 25 aprile celebriamo la coraggiosa resistenza antifascista. Allo stesso tempo dobbiamo combattere il fascismo e i suoi inizi. La resistenza continua ogni giorno di nuovo. Ricordare significa combattere.

„Südtiroler waren an den Gräueltaten beteiligt“ | 19. Februar: Antikolonialistischer Aktionstag

In Italien, besonders in Südtirol herrscht kolonialer Gedächtnisverlust. Es fehlt nicht nur eine historische Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte des Landes, sondern auch erinnerungspolitische Projekte, welche Schauplätze kolonialer Geschichte kritisch beleuchten, oder im besten Falle mit Widerstandsgeschichten den kolonialen Blick aufbrechen.

Im Gegenteil, Kolonialverbrechern wie Mussolinis „Vizekönig“ Rodolfo Graziani wird in Affilebei Rom ein Ehrendenkmal errichtet und im Jahr 2020 öffnet die „Mostra d’oltre Mare“, die damalige faschistische Kolonialschau (siehe Artikel Abbamagal), wieder ihre Tore! Im ganzen Land gibt es unzählige Straßen, die immer noch nach Kolonialverbrechern benannt sind und Orte, welche Kolonialgeschichte bagatellisieren oder gar verherrlichen.

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Lucía Sánchez Saornil – Freiheit und Widerstand!

Die Geschichte einer Anarchistin, Feministin und Antifaschistin

Reihe: 75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands – Teil 3
Teil 1: Jelka – Drei rote Pfiffe
Teil 2: Carlo Abbamagal – Ein Äthiopier in der italienischen Resistenza

„Lebt wohl, ihr Wasser des Flusses / Straße zum wilden Meer / Lebt wohl, ihr grausamen Wasser / Klingen, die ihr euch schärftet / am Stein des Winters. / Meine Hände sind zerschnitten” (Saornil)
 
Lucía Sánchez Saornil war mehr als eine Träumerin bis zu ihrem Tod war sie eine Verfechterin der Freiheit, eine unbeugsame Rebellin und außerdem eine leidenschaftliche Dichterin. Inmitten des spanischen Bürgerkriegs gründete die Anarchistin und Lesbe die Frauenorganisation „mujeres libres“ (freie Frauen) und kämpfte für eine befreite Gesellschaft und gegen das faschistische FrancoRegime. 

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Carlo Abbamagal – Ein Äthiopier in der italienischen Resistenza

Reihe: 75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands – Teil 2
Teil 1: Jelka – Drei rote Pfiffe

Das Foto unten zeigt Partisanen des sogenannten „Battaglione Mario“, eine der ersten Formationen der „Resistenza“ in den Marche. Darin kämpfen neben Menschen aus Italien, Großbritannien und der Sowjetunion auch Leute aus Äthiopien, Eritrea und Somalia. Einer von ihnen ist der Äthiopier Carlo Abbamagal (vorne im Bild). So wie weitere fünfzig Personen aus den damaligen italienischen Kolonien kämpft auch er im antifaschistischen Widerstand. Carlo wird die Befreiung nicht erleben: Ein Südtiroler Nazi erschießt ihn am 24. November 1943 auf dem Monte San Vicino. Weiterlesen

Jelka – Drei rote Pfiffe

75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands

75 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus wollen wir jeden Monat eine Geschichte des Widerstands erzählen. Sich erinnern heißt für uns auch historisch Verantwortung übernehmen und Lehren daraus ziehen. Erinnern heißt kämpfen. Erinnern heißt auch deswegen kämpfen, weil es immer weniger Zeitzeug*innen geben wird und immer mehr Stimmen, die mit „diesem Kapitel“ abschließen wollen. Aber antifaschistischer Widerstand ist kein historisches Event. Es ist eine tägliche politische Praxis die es gilt aufrecht zu erhalten. Es bedeutet im Hier und Jetzt nicht hinzunehmen, wenn die Würde von Menschen mit Füßen getreten wird; kritisch zu betrachten wo autoritäre und menschenverachtende Ideologien in der Mitt e der Gesellschaft Platz finden.

Um die Erinnerung aufrechtzuerhalten, wollen wir Geschichten von Menschen erzählen, die uns Beispiel sein können und Inspiration. Und die uns Mut machen niemals aufzugeben. Die erste inspirierende Geschichte von Widerstand handelt von der Partisanin Helena Kuchar. Die österreichische Antifaschistin hatte sich in Kärnten den Partisan*innen angeschlossen und mutig und unerschrocken gegen den Faschismus gekämpft.

Jelka – Helena Kuchar

Die Kärtner Slowenin Helena Kuchar bewies Mut und Stärke. Als einfache Magd und vierfache Mutter – ihr Mann an der Front – hat sie sich den Kärtner Partisan*innen angeschlossen. Das Porträt einer starken Frau und Antifaschistin.

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Solidarität statt Verschwörungsdenken!

Quelle: rainews.it

Die Corona-Pandemie hat zweifellos viele schwerwiegende gesellschaftliche Folgen mit sich gebracht. Neben den offensichtlichen – also den Toten, den Erkrankten, den Ausgangsperren, den sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Shutdowns – ist eine weitere Entwicklung zu beobachten, die Sorgen bereitet: Eine wachsende „Corona-Kritik“-Bewegung, die sich zunehmend verschwörungstheoretischen Desinformationskampagnen öffnet und zu „Hygienedemos“ mobilmacht.

Von der Impfkritik zur Weltverschwörung

Corona-Verschwörungserzählungen stellen vermeintlich Schuldige an den Pranger und vermeiden so die Auseinandersetzung mit einer unsicheren und schwierigen Situation. „Der Glaube an eine Verschwörung kann ein Hilfskonstrukt sein, um Ordnung in das Chaos zu bringen“, erklärte Katharina Nocun unlängst in einem Beitrag der ze.tt. Oft sind die „Schuldigen“ Teil einer vermeintlichen großen Verschwörung, etwa im Rahmen einer „Neuen Weltordnung“. Namen wie Bill Gates oder George Soros werden hierzu oftmals in traditionell antisemitischen Verschwörungsmythen eingebaut. Von den internationalen bösartigen Eliten zur jüdischen Weltverschwörung ist es oft nur ein kurzer Schritt. Weiterlesen

Fascho-Konzert in Südtirol

Am Samstag, den 30.11 findet in Südtirol ein Fascho-Konzert statt. Die Bozner Gruppe Green Arrows feiern ihr 20-jähriges Jubiläum und sind Headliner. Diese haben schon auf Neonazikonzerten in ganz Europa gespielt und pflegen Verbindungen zu Casapound, Veneto Fronte Skinheads und Blood & Honour. Ihre Musik vertreiben sie unter anderem bei Black shirts records. Beim Betreten der Webseite wird man von faschistischen Schwarzhemden aus den 1920ern begrüßt. Des Weiteren spielt die bekannte Band Hate for Breakfast, welche mit Songtexten wie “Donna cesso, feticcio sessuale. Prendi più cazzi, compra meno cazzate” und Faschismus verherrlichenden Liedern keinen Hehl aus ihrer menschenfeindlichen Einstellung machen.

Konzert Flyer – Quelle greenarrowshc.com

Des weiteren spielen Istigazione, Martialis und Confine aus Bozen – welche wohl alle aus dem Casapound-Umfeld stammen. Bei DJ Bonny handelt es sich um Andrea Bonazza – der auch wohl in der Band Confine spielt.

Der genaue Ort ist noch nicht bekannt und wird, wie bei vielen Rechtsrockkonzerten, erst kurz davor bekannt gegeben. In einschlägigen Deutschen Chatgruppen wird das Konzert auch beworben.

Scheinbar haben neofaschistische Gruppen im Bozner Raum immer noch Narrenfreiheit. Wären die Organisatoren deutschsprachige Neonazis, wäre wohl alles vorher aufgeflogen und verboten worden. Doch beim Rechtsextremismus misst man wohl mit zweierlei Maß und lässt italienischen Neonazis freien Lauf.

Ältere Artikel zu Rechtsrock-Konzerten in Südtirol: https://antifameran.blogspot.com/search?q=green+arrows

Uni-Projekt belegt Gefahr der Südtiroler Neonazi-Szene

Was herauskommt, wenn man alle Daten und Fakten zur Südtiroler Neonaziszene der letzten 25 Jahre zusammenträgt? Wenn man die zahllosen „Einzelfälle“, „Lausbubenstreiche“, „Jugendsünden“ und „bsoffene Gschichtn“ zusammenfügt, wie die Einzelteile eines Puzzles?

Das Bild einer „aktiven, hochgradig organisierten und international vernetzten Szene“, deren Dimensionen „in einem kleinen Land wie Südtirol beachtenswert“ sind (barfuss.it) – und nicht mehr kleingeredet werden können.

Johannes Kramer ist Historiker, Alexander Fontó Sozialarbeiter (im Bild). Sie haben im Rahmen eines Projektes an der Universität Wien eine Datenbank erstellt und alle verfügbaren Berichte zu neonazistischen Umtrieben eingespeist – in jahrelanger Recherchearbeit. Unterstützt wurden sie von Lukas Tröger und Max Volgger. Erstmals lässt sich nun sehr genau sagen, wie sich die Szene in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.

Ihre Erkenntnisse bestätigen das, was Aktivist*innen schon seit geraumer Zeit feststellen: Südtirol hat ein Neonaziproblem, und zwar ein akutes. Die Szene gibt es schon lange, ist nach wie vor sehr aktiv, stark vernetzt und ideologisch gefestigt. Das heißt: Es wird sie auch weiterhin geben. Viele Neonazis sind in die Dorfgemeischaft gut integriert und pflegen einen internationalen Austausch – nicht zuletzt bis in die Kreise des NSU-Netzwerks.

Kramer und Fontó zeigen auf, dass ein massiver Handlungsbedarf besteht. Dass alle Fakten auf dem Tisch liegen – und niemand mehr sagen kann, er hätte nichts gewusst.


Im Interview mit barfuss erklären Kramer und Fontó die Hintergründe des Dokumentationsprojektes und welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen. Details zum Forschungsdesign und den Ergebnissen lassen sich im Kurzbericht (pdf) oder ihrem Beitrag im Buch „Der Identitäre Rausch. Rechtsextremismus in Südtriol“ (herausgegeben 2019 von Günter Pallaver und Giorgio Mezzalira) nachlesen.

Der Christchurch-Attentäter, die Identitären und Südtirol

Der Attentäter von Christchurch war ideologisch und finanziell mit der rechtsextremen Vereinigung „Identitäre Bewegung“ verstrickt, die auch in Südtirol aktiv ist. Matthias Hofer von der Süd-Tiroler Freiheit hatte die Identitären noch vor zwei Jahren medial unterstützt und gegen Kritik in Schutz genommen.

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Die Spitze des Eisbergs

In den Medien war in den letzten Tagen viel vom Geheimdienstbericht und der dort erwähnten Neonazi-Gefahr in Südtirol die Rede. Konkret geht es um die Erwähnung Südtirols im jährlichen Bericht an das Parlament („Relazione al Parlamento 2018“) des italienischen Inlandsgeheimdienstes „Sistema di informazione per la sicurezza della Repubblica“, der zunächst online kursierte und seit gestern auf der offiziellen Website einsehbar ist. Hier der Auszug, der auf Südtirol Beug nimmt:Wer dies liest, kann über die Reaktionen nur den Kopf schütteln.

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