Der Christchurch-Attentäter, die Identitären und Südtirol

Der Attentäter von Christchurch war ideologisch und finanziell mit der rechtsextremen Vereinigung „Identitäre Bewegung“ verstrickt, die auch in Südtirol aktiv ist. Matthias Hofer von der Süd-Tiroler Freiheit hatte die Identitären noch vor zwei Jahren medial unterstützt und gegen Kritik in Schutz genommen.

Zwei Wochen ist es her, dass der Rechtsextreme Brenton Tarrant in Christchurch (Neuseeland) schwerbewaffnet in zwei Moscheen eindrang, 50 Menschen ermordet und zahlreiche weitere teils schwer verletzte. Im Internet veröffentlichte er ein Schreiben mit dem Titel „Der Große Austausch“, in dem er sich als Faschist bezeichnete und sein rassistisches Weltbild darlegte.

Nun wurde bekannt, dass Tarrant ideologisch und finanziell mit der rechtsextremen Vereinigung „Identitäre Bewegung“ in Österreich verstrickt war. Wie das Dokumentationszentrum des Österreichischen Widerstandes (DÖW) aufzeigen konnte, liegen „besonders ausgiebige rhetorische und ideologische Überschneidungen mit ’neurechten‘ Gruppierungen wie der Identitären Bewegung (IB) vor.“ Das im Titel des Schreibens verwendete Schlagwort sowie zahlreiche Begriffe und Ideen im Text seien bereits von den Identitären bekannt, so das DÖW.

Zudem hat hat der Terrorist im vergangenen Jahr eine Spende in Höhe von 1.500 Euro an die Identitäre Bewegung Österreich getätigt. Aus diesem Grund wurden am Montag, 25. 3., die Räumlichkeiten des IB-Sprechers in Wien durchsucht und Datenträger beschlagnamt. Die Staatsanwaltschaft Graz ermittelt wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung, die ÖVP-FPÖ-Regierung prüft ein Verbot. Nur: Die FPÖ ist selbst handfest mit der Identitären Bewegung verstrickt, wie Recherchen belegen: Mit „ein Publikum, wie ich es mir wünsche“ hatte der FPÖ-Innenminister Herbert Kickl Identiäre und andere Teilnehmer eines rechtsextremen Kongresses vor wenigen Jahren begrüßt. Seit 2017 unterstehen Polizei, Geheimdienst und Militär in Österreich Ministern der FPÖ.

Welche personellen Verstrickungen es mit dem Christchurch-Attentäter gab, ist noch nicht geklärt. Fest steht lediglich, dass sich Tarrant im November und Dezember 2018 in Österreich aufhielt und 2014 mit drei Österreichern Nordkorea bereiste.

Die Identitäre Bewegung ist auch in Südtirol aktiv. In den Jahren 2015 und 2017 hatte es mehrere Versuche der Nordtiroler Identitären gegeben, in Südtirol eine Gruppe aufzubauen. Zwar hat es mehrfach Treffen gegeben, öffentlich sind die Deutsch-Identitären noch nicht in Erscheinung getreten. Anders als ihre italienischen Kameraden: 2017 haben sie zusammen mit dem Lega-Vertreter Philippo Maturi eine Veranstaltung in Bozen organisiert.

Einen weiteren politischen Fürsprecher haben die Rechtsextremen in der Person des Olanger Gemeinderates der Süd-Tiroler Freiheit Matthias Hofer. Hofer hatte 2017 eine Aktion der Identitären in Innsbruck medial unterstützt („eine gute Aktion“), gegen Kritik in Schutz genommen und ihre rechtsextreme Gesinnung kleingeredet („ein paar schwarze Schafe“). Zudem war er vor einem Jahr Referent beim „Kongress der Verteidiger Europas“, bei dem neben anderen rechtsextremen Gruppen auch die Identitäre Bewegung vertreten war (wir berichteten).

Die Ereignisse in Christchurch dürfen nicht ohne Konsequenzen bleiben. Die Tat zeigt, dass eine Todesideologie wie der Faschismus niemals „unter Kontrolle “ sein kannund in all ihren Facetten bekämpft werden muss. Zudem müssen auch jene in die Verantwortung genommen werden, die den rechtsextremen Terroristen mit einem Klima der Angst und Ausgrenzung den Weg ebnen. Die Verharmlosung muss endlich aufhören.