Uni-Projekt belegt Gefahr der Südtiroler Neonazi-Szene

Was herauskommt, wenn man alle Daten und Fakten zur Südtiroler Neonaziszene der letzten 25 Jahre zusammenträgt? Wenn man die zahllosen „Einzelfälle“, „Lausbubenstreiche“, „Jugendsünden“ und „bsoffene Gschichtn“ zusammenfügt, wie die Einzelteile eines Puzzles?

Das Bild einer „aktiven, hochgradig organisierten und international vernetzten Szene“, deren Dimensionen „in einem kleinen Land wie Südtirol beachtenswert“ sind (barfuss.it) – und nicht mehr kleingeredet werden können.

Johannes Kramer ist Historiker, Alexander Fontó Sozialarbeiter (im Bild). Sie haben im Rahmen eines Projektes an der Universität Wien eine Datenbank erstellt und alle verfügbaren Berichte zu neonazistischen Umtrieben eingespeist – in jahrelanger Recherchearbeit. Unterstützt wurden sie von Lukas Tröger und Max Volgger. Erstmals lässt sich nun sehr genau sagen, wie sich die Szene in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat.

Ihre Erkenntnisse bestätigen das, was Aktivist*innen schon seit geraumer Zeit feststellen: Südtirol hat ein Neonaziproblem, und zwar ein akutes. Die Szene gibt es schon lange, ist nach wie vor sehr aktiv, stark vernetzt und ideologisch gefestigt. Das heißt: Es wird sie auch weiterhin geben. Viele Neonazis sind in die Dorfgemeischaft gut integriert und pflegen einen internationalen Austausch – nicht zuletzt bis in die Kreise des NSU-Netzwerks.

Kramer und Fontó zeigen auf, dass ein massiver Handlungsbedarf besteht. Dass alle Fakten auf dem Tisch liegen – und niemand mehr sagen kann, er hätte nichts gewusst.


Im Interview mit barfuss erklären Kramer und Fontó die Hintergründe des Dokumentationsprojektes und welche Schlüsse sich daraus ziehen lassen. Details zum Forschungsdesign und den Ergebnissen lassen sich im Kurzbericht (pdf) oder ihrem Beitrag im Buch „Der Identitäre Rausch. Rechtsextremismus in Südtriol“ (herausgegeben 2019 von Günter Pallaver und Giorgio Mezzalira) nachlesen.