Die Geschichte einer Anarchistin, Feministin und Antifaschistin
Reihe: 75 Jahre Befreiung – Geschichten des Widerstands – Teil 3
Teil 1: Jelka – Drei rote Pfiffe
Teil 2: Carlo Abbamagal – Ein Äthiopier in der italienischen Resistenza
„Lebt wohl, ihr Wasser des Flusses / Straße zum wilden Meer / Lebt wohl, ihr grausamen Wasser / Klingen, die ihr euch schärftet / am Stein des Winters. / Meine Hände sind zerschnitten” (Saornil)
In den 20ern begann Saornil in der anarchistischen Arbeiter*innenbewegung aktiv zu werden. Sie schrieb politische Texte, arbeitete für anarchistische Zeitungen und war von 1933 zehn Jahre lang Redaktionssekretärin von CNT Madrid (Konföderation anarchosyndikalistischer Gewerkschaften in Spanien). 1936 gründete sie schließlich mit Mercedes Comaposada und Amparo Poch y Gascón die anarchafeministische Organisation „mujeres libres“ und forderte die Befreiung der Frauen nicht nur ein, sondern lebte sie auch vor. Die Organisation war eine Abspaltung der CNT und kämpfte den „doppelten Kampf“ (doble lucha) – den Kampf gegen Franco und gegen die sexistischen Strukturen in den eigenen Reihen. An die 20.000 Frauen schlossen sich dieser Idee an, viele von ihnen auch dem bewaffneten Widerstand. Vom „Feminismus“ distanzierten sich die Proletarierinnen, weil er für sie mit der Bourgeoisie und somit dem Klassenfeind verbunden war. Sie organisierten Bildungen für Frauen, brachten eine eigene Zeitung heraus, bauten kulturelle Zentren auf.
„Wir wissen es nicht. Man hat uns diese Pflicht zugewiesen, und wir erfüllen sie unerbittlich, die leichte Feder in der Hand, auch, wenn die Hand sich ballen will, um das Gewehr zu greifen, oder die Pistole. […] Wir müssen weiter Worte weben, Worte, die allen sagen, was ihre Pflicht ist, ihre unabdingbare Pflicht, höher als unser persönliches Schicksal, denn sie ist das Schicksal der gesamten Menschheit”.
Es bleiben die Worte einer besonderen Frau, einer Kämpferin für die Freiheit, einer unerschrockenen Dichterin. Und es bleibt ihr Mut, ihr Mut zu träumen und zu kämpfen.
„Du hast gespielt, du hast verloren. So ist das Leben / Gewinnen oder Verlieren ist nicht wichtig; / wichtig ist, aufs Spiel zu setzen / einen flammenden, jubelnden Glauben […] Im Leben zu träumen, das ist wichtig” (Saornil)