In den vergangenen Monaten haben sich in Südtirol mehrere lokale Initiativen gegründet. Sie wollen dem gegenwärtigen Rechtsruck nicht tatenlos zusehen und solidarische Alternativen aufzeigen.
Wer sind sie und was wollen sie erreichen? Wir haben mit Aktivist:innen aus Brixen, dem Sarntal, dem Überetsch und Bozen gesprochen.



161 BRX / BRS
Die Idee für die Brixner Gruppe „161 BRX / BRS“ wurde im September 2025 konkret. Die Zahl 161 bezieht sich auf das Alphabet und steht für Anti-Faschistische Aktion.
Die aktuelle Situation in Südtirol und besonders in Brixen zeigt immer deutlicher, wie notwendig antifaschistischer Aktivismus ist. Wir stehen für ein solidarisches und weltoffenes Miteinander und kämpfen gemeinsam für ein Brixen und ein Südtirol, in dem kein Platz für Hass, Ausgrenzung und rechte Ideologien ist.
In Brixen passiert derzeit viel, und es gibt gute Vernetzungen zwischen engagierten Menschen und Initiativen. Dennoch existieren auch in und um Brixen einige rechte Gruppierungen, die vor allem durch ihre strukturelle Arbeit nicht zu unterschätzen sind.
Wir wollen uns entschieden gegen faschistische und kapitalistische Strukturen in Brixen und Südtirol einsetzen. Besonders wichtig sind uns auch politische Entscheidungen, die ohne ausreichende Mitbestimmung und ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Brixner Bürger*innen getroffen werden. (Der Hofburggarten ist für alle da!)
Veränderung beginnt dort, wo man selbst aktiv wird. Schreibt uns gerne auf Instagram und teilt eure Gedanken. Wir mögen noch wenige sein, aber wir haben die Möglichkeit, unbequem zu sein. Und Aktivismus muss unbequem sein. Antifaschismus ist und bleibt Handarbeit!

ANTIFA SARNTOUL
Der Entschluss, die „Antifa Sarntoul“ zu gründen, wurde im Sommer 2025 gefasst. Die Gruppe ist im Sarntal aktiv und einigen schon durch ihre Aufkleber aufgefallen.
Wir sind wegen der aktuellen politischen Lage aktiv geworden und weil wir gleichzeitig festgestellt haben, dass Menschen in unserem nahen Umfeld immer mehr rechte Tendenzen zeigen. Rechts sein wird immer „woker“. Der Begriff Antifa wird von rechten Parteien und Organisationen gleichgestellt mit Extremismus, was gefährlich ist – denn Antifa bedeutet nichts anderes als gegen Faschismus zu sein, also ein wichtiger Grundpfeiler der Demokratie. Will man Antifaschismus verbieten, verbietet man langfristig Demokratie!
Konservative und patriotische Einstellungen sind weit verbreitet, wobei manche mit eben dieser Einstellung viel weiter rechts wirken oder auch so agieren, als ihnen selbst bewusst ist.
Wir engagieren uns für alle Themen, die mit Antifaschismus einhergehen. Wir setzen uns für Menschlichkeit, Respekt, einer Welt wo Gelder gerechter verteilt werden (tax the rich!) und einer bunten Gesellschaft ein. Ausbeutung, Rassismus, Sexismus, Queerfeindlichkeit, generell Ausgrenzung verschiedenster Gruppen, finden also keinen Platz bei uns!
Generell braucht es eine Gesellschaft, die wieder mehr respektvoll miteinander diskutiert, auf Themen aufmerksam macht und Gemeinschaft lebt. Bleibt also wachsam, zeigt Haltung und gründet Antifa’s in euren Dörfern und Städten und vernetzt euch mit uns! 😉

ANTIFA ÜBERETSCH OLTRADIGE
Die Gruppe „Antifa Überetsch Oltradige“ besteht offiziell seit Mai 2025 und ist im Raum Überetsch aktiv. Im Juli fand das erste offene Treffen statt.
Die Entscheidung zur Gründung fiel als Reaktion auf „JWA“ und die „Junge Aktion“ sowie einiger lokaler und regionaler Ereignisse. Wir wollten und wollen weiterhin zeigen, dass linker Aktivismus nicht nur in der Stadt möglich und präsent ist, sondern dass Antifaschismus auch in den Dörfern und Tälern unserer Region möglich ist.
Es gibt viele Faktoren, die in der Region Überetsch, aber auch im nahe gelegenen Unterland problematisch sind. Ein großer Faktor ist natürlich JWA, der vor einigen Monaten den rechtsextremen Aktivist Martin Sellner nach Kaltern eingeladen hat. Ein wichtiges Ziel wäre es, einen solchen Besuch in Zukunft zu verhindern.
Es ist uns wichtig, Gleichgesinnten in unserer Region zu zeigen, dass sie nicht allein sind, und zu demonstrieren, dass es überall möglich ist eine Gruppe wie unsere zu gründen und aktiv zu werden.
Wir haben uns schon sehr über die vielen privaten Nachrichten und das große Interesse an möglichen Treffen gefreut. Folgt uns gerne auf Instagram und kommt zu unseren Veranstaltungen. Wir würden uns auch sehr über eure Ideen, Wünsche und Erfahrungen freuen. Wir sind ganz Ohr.

ALPE LIBERA
„Alpe Libera“ entstand im September 2025. Die Gruppe möchte eine „Stimme der Solidarität im Alpenraum“ sein und ist bislang in Bozen in Erscheinung getreten.
Wir sind aktiv geworden, da wir uns geschworen haben, jeder Form von Hass und Unterdrückung ein stechender Dorn im Auge zu sein! Wir können nicht tatenlos zuschauen, wie wir weiter gespalten werden! Unsere Aufgabe ist es, die Kritik zu verbreiten, welche von Natur aus nicht von oben nach unten fließt. Der Regen hört nämlich erst dann auf, wenn die Sonne scheint. Unser Wunsch ist das Diskutieren/Organisieren anzuregen, die zu erreichen, die gleich ticken. Unser Ziel ist ein Südtirol, wo das Miteinander mehr Wert hat, als das Gegeneinander. Gleichheit ohne Freiheit ist Unterdrückung, Freiheit ohne Gleichheit ist Ausbeutung.
„Alpe Libera“ entstand im September/Oktober 2025 vor der Eröffnung des Mafia-Projekts
„Waltherpark“ mit einer Flugblattaktion, mit welcher die Stadt dekoriert wurde. Die Idee einer freien, antifaschistischen autonomen Stimme – made in Südtirol – entstand hingegen nach der Vertiefung des folgenden gelesenen Gedankens: „Essere appassionati significa avere il dono di appassionare gli altri.“ (Antonio Gramsci
In Südtirol spitzt sich die soziale Lage immer weiter zu, die Mieten explodieren, das Leben wird teurer während der Lohn trotz steigender Rekordgewinne stillsteht. Menschen in unsicheren, prekären Jobs oder ohne Wohnungen werden nicht richtig unterstützt oder gar verdrängt. Es gibt viele gut nutzbare öffentliche Mittel, aber hinter den Kulissen der Öffentlichkeit werden die enteignet, die zu wenig haben im Dienste von Privaten, die zu viel haben. Damit verschiebt man Probleme dorthin, wo das rechte Auge blind ist. Zudem normalisiert man rechte Gruppen durch Panikmache sowie Aufhetzen gegen den Schwächsten, um den wahren Grund dieser Probleme zu verbergen.
Womit wir uns beschäftigen ist Gentrifizierung, (alternative) Subkulturen, Korruption & „vertuschte“ Skandale in Südtirol, Klimagerechtigkeit, Krieg & (neuer) Imperialismus, Aufdecken rechter Propaganda/Pläne und Verbindungen, rechte Netzwerke und Neonazi-Strukturen, Protestbewegungen, Geschichte der „alternativen“ Politik in Trentino-Südtirol, Internationale Solidarität, Repression der linken Bewegungen in Italien (Operazione Gladio/strategia della tensione/P2) …and the list goes on!
Wie man uns unterstützen kann? Mitmachen! Jedes Material steht frei zum Ausdruck für die Verteilung zur Verfügung und wird regelmäßig auch dorthin gebracht, wo diese Stimme gehört werden muss. Wir laden alle Nicht-der-Norm-Entsprechenden ein, über ihre Ideen, Erkenntnisse und Geschichten zu schreiben und sie zu teilen. Unsere Vielfalt ist unsere Stärke und es liegt an uns, diese zu nutzen!

